ZDK Zertifikatslehrgang
Digitale Kommunikation

Für die Bindung, gemeinsame Erinnerungen und Vertrauen ist die Netzwerkpflege unersetzlich.

Beim Cusanus Zertifikatslehrgang wird Dr. iur. Christoph Perathoner, LL.M. (Eur. Law) einen Vortrag zum „Medienrecht und Urheberrecht“ halten. Dr. Perathoner ist Gründer und leitender Partner der Kanzlei Perathoner und Partner. Schwerpunkt seiner anwaltlichen Tätigkeit ist die mehrsprachige (Italienisch, Deutsch und Englisch) Beratung und Vertretung internationaler wie nationaler Unternehmen und Konzerne im italienischen Wirtschafts-, Gesellschafts-, Handels- und Steuerrecht. Außerdem ist er Mitglied der Rechtsanwaltskammer Bozen und als niedergelassener europäischer Anwalt auch Mitglied der Rechtsanwaltskammer München. Er ist derzeit Präsident des Internationalen Forums für Wirtschaftsrecht. Weitere Informationen zu Dr. Perathoner: perathoner-partner.com/rechtsanwalt-christoph-perathoner

Interview mit Dr. iur. Christoph Perathoner, LL.M. (Eur. Law)

 

  • Herr Dr. Perathoner, seit unserem letzten Kontakt vor ein paar Wochen hat sich scheinbar die ganze Welt verändert. Bewirkt diese Krise für Sie auch eine Veränderung in unserer digitalen Kommunikation?

Dr. Perathoner: Die Welt hat sich schlagartig verändert und ist derzeit nicht dieselbe, die sie noch vor gut zwei Monaten war. Nahezu die gesamte Kommunikation wurde abrupt in ein neues Zeitalter katapultiert und läuft nunmehr digital. Auch jene Menschen, die sich zuvor geziert haben, digitale Medien anzuwenden, kamen nun aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen im Hinblick auf Covid19 nicht mehr daran vorbei. Sei es nun beruflich oder privat … In den vergangenen Wochen war das Digitale die Schlüssellösung, um Kommunikation überhaupt zu ermöglichen. In meiner Branche wird viel Wert auf persönliche und vertrauliche Gespräche gelegt. Notgedrungen habe auch ich von einem Tag auf den anderen sämtliche Kommunikation digitalisiert. Glücklicherweise wurde diese Art der Kommunikation gut angenommen. 

  • Können Unternehmen aus dieser Krise im Umgang mit der digitalen Kommunikation etwas lernen und falls ja, was?

Dr. Perathoner: Als Unternehmer ist man immer im Einsatz – ob Covid19 oder nicht, das Geschäft muss weiterlaufen. Schließlich trage ich nicht nur Verantwortung für mich selbst, besonders meine Kunden und Mitarbeiter zählen auf mich. Ich würde behaupten, erfolgreichen Unternehmern ist flexibles Agieren in die Wiege gelegt. Viele in meinem Netzwerk haben ab Tag eins des Lockdowns an Alternativen gedacht und erfolgreich weitergemacht.

Ich habe gesehen, dass die Produktivität und die Zufriedenheit mancher Mitarbeiter durch die gewonnene Flexibilität und größere Vereinbarkeit sogar steigen. Generell konnte ich feststellen, dass Mitarbeiter, die Spaß am Arbeiten haben und engagiert sind, beruflich weiter zu kommen, von Zuhause aus genauso gut arbeiten.

  • Was fasziniert Sie persönlich an der digitalen Kommunikation?

Dr. Perathoner: Digitale Kommunikation ist eine Hilfe, ersetzt jedoch nicht die konventionelle Kommunikation. Wie schon gesagt, gerade in meiner Branche sind persönliche Gespräche, ein Kennenlernen der Persönlichkeiten und Vertrauen sehr wichtig. Ein Mensch kommuniziert ja nicht nur verbal. Ich würde sagen, dass die nonverbale und paraverbale Kommunikation auf keinen Fall zu unterschätzen sind. Wahrnehmung und Gefühl sind ein guter Helfer. Kommunikation über digitale Medien, obschon die herkömmliche Telefonie verwässert diese Wahrnehmung.

Nichtsdestotrotz bin ich der Ansicht, dass Kommunikation im bestimmten Rahmen bspw. in gewissen Meetings effizienter gestaltet wird. Geht es konkret um eine Sache, sind meist alle pünktlich im Chat, kommt einer hinzu wird man nicht gestört, man kommt schneller auf den Punkt und der Zeitrahmen wird meist auch nicht gesprengt.

Weiters können weite Distanzen überbrückt werden. Dennoch ersetzt die Digitalisierung der Kommunikation das persönliche Treffen und die Face-to-Face Interaktion nicht!

Auch beruflich sind das persönliche Treffen und die Netzwerkpflege sowie Kundenbeziehung durch persönliche Interaktion für die Bindung, gemeinsame Erinnerungen und Vertrauen unersetzlich.

Stellen Sie sich vor, Sie sind dabei eine Prüfung abzulegen. Ist die Erfahrung nicht viel bereichernd, wenn alle Schritte „gelebt“ werden können? Sie gehen hin, Sie warten, Sie sind präsent in Raum und Zeit. Eine Prüfung vom Wohnzimmer aus abzulegen, scheint mir etwas unwirklich … aber auch diese Wahrnehmung liegt sicherlich im Auge des Betrachters.

  • Wie hat die digitale Kommunikation unser aller Leben prinzipiell verändert?

Dr. Perathoner: Digitale Kommunikation hat einerseits die Welt, besonders die Arbeitswelt, rastloser gemacht. Die Stunden der „Ruhe“ sind rarer geworden. Heutzutage ist man 20 von 24 Stunden erreichbar. Es fällt auch schwer das Handy wegzulegen und nicht die Nachrichten und E-Mails zu kontrollieren. Arbeit ist immer genug und man wird ständig „gesucht“. Wenn man „mithalten“ möchte, kann man sich dem auch nicht verweigern. Covid19 hat diese Rastlosigkeit für eine Zeit lang etwas gedämpft.

Digitale Kommunikation hat maßgeblich dazu beigetragen, ein größeres Arbeitsvolumen innerhalb kürzerer Zeit zu erledigen. Man denke an digitale Recherchen, technologisierte Abfassungen, digitale Ablagen, disruptive Technologien usw.: Kommunikation ist zweifelsohne effizienter geworden und ist daher heutzutage auch nicht mehr wegzudenken.

  • Vielen Dank für das Interview!