Fatal digital?
Verlieren wir durch den Einfluss digitaler Kommunikationsmittel unsere Kommunikationsfähigkeit?
Verändern die digitalen Kommunikationsmittel unser Miteinander, das zwischenmenschlich Verbindende und das gegenseitige Verstehen? Rücken wir uns digital näher, überwinden wir dadurch Distanzen oder entfernen wir uns voneinander? Digitale Demenz, digitaler Autismus, Vereinsamung, Verlust der Fähigkeit zu Empathie, digitales „Kasper-Hauser-Syndrom“, Smombies, digitale Schnuller sind nur einige wenige von vielen negativ besetzten Schlagwörtern und Schlagzeilen zu digitaler Kommunikation. Doch wird bei den Folgen von digitaler Kommunikation mehr „SCHWARZ GEMALT“ als nötig? Entwickeln wir uns wirklich zu „digitalen Pseudo-Autisten“?
Wir leben in einer sich verändernden Welt, deren Wandel auch das Verhältnis des Menschen zu seinen Ausdrucksformen, seinem sozialen Handeln, seinem Verständnis von zwischenmenschlicher Kommunikation, seiner Kommunikationsfähigkeit, verändert – und der zu einem großen Teil im Kontext des Wandels der Medien, der digitalen Medien, stattfindet.
Durch die digitale Kommunikation verändern sich Beziehungen. Nur um ein Bespiel zu nennen:
„Was macht das Smartphone beim Abendessen der Familie am Tisch?“
Das Internet und auch das Smartphone können als Mittel der Beziehungspflege genauso gewürdigt werden als auch als soziale Störfaktoren kritisiert. Digitale Kommunikation ist, gegenüber zwischenmenschlich Kommunikation von Angesicht zu Angesicht, nicht automatisch defizitär. Das ist klar. Auch unbestritten. Digitale Kommunikation hat ihre eigenen Qualitäten, die sich konstruktiv ausschöpfen und auch nutzen lassen.
Doch wie viel digitale Kommunikation ist „gesund“?
Was halte ich persönlich von digitaler Kommunikation? Ist die digitale Kommunikation Fluch oder Segen?
Ich verlasse mich hier gerne auf die Weisheit von Paracelsus, dass
„die Dosis das Gift macht“.
Die Dosis macht das „digitale Gift“
Ein Plädoyer für mehr bewussten digitalen Medienkonsum
Die Kontrolle über die Mouse beim Scrollen haben wir immer noch selbst – und auch haben wir es in der Hand wie viel wir im „Netz“ surfen wollen.
Website, Blog, Facebook, Instagram, Xing, LinkedIn sind die Plattformen, die ich selbst mit viel Freude zum Kommunizieren nutze und stolpere dabei selbst beim Hochladen von eigenen Beiträgen über die Posts von anderen, bleibe hängen, verliere mich und versinke oft in einem „Overload“ an Informationen. Verweile zu lange beim Bilder schauen auf Instagram, scanne Kommentare auf Facebook, nehme Freundschaftsanfragen, lese Beiträge, filtere Captions, vergesse die Zeit, tauche ab und unter … Mitunter finde ich mich inmitten eines „digitalen Dschungels“ und manövriere beim Suchen von Informationen ins Leere.
Worauf will ich hinaus: Mehr Selbstkontrolle über die Mouse.
Folgt man Mark Deuze (2012: 1),
„you live in media. Who you are, what you do, and what all of this means to you does not exist outside of media. Media are to us as water is to fish. This does not mean life is determinded by media – it just suggests that whether we like it or not, every aspect of our live takes place in media […]“
Nach (Deuze 2012: 1) leben wir nicht nur mit den Medien, sondern „in“ den Medien, einer Welt, in der wir nicht mehr unterscheiden zwischen dem medial Hergestellten und einer Welt jenseits der Medien. Alles, was die Menschen machen und wo sie es machen, sogar wie sie es machen, ist mediengeprägt; es gibt kein medienfreies Leben.
Und da es kein scheinbar medienfreies Leben mehr gibt und wir ohnehin in den Medien leben – liegt es noch mehr an uns in welchen „digitalen Welten“ wir uns bewegen wollen – und auch welche wir uns schaffen wollen.