Kreativ gefragt: Was bedeutet digitale Kommunikation?
2 x 3: Die Fragetechnik der Dyade schärft den persönlichen Blick auf ‚digitale Kommunikation‘. In drei Durchgängen stellte mir mein Gegenüber folgende 4 Fragen; das Besondere: nicht nachzuhaken, sondern nur zuzuhören und am Ende der Frage diese mit einem ‚Danke‘ abzuschließen. Nach Beantwortung aller Fragen, wurden die Rollen getauscht. Das Gedankenspiel dauerte 3 Runden.
Resümee der dyadischen Fragetechnik
Eine gute Übung um sich über komplexe Bedeutungen klar zu werden – wie jener der digitalen Kommunikation und ihrer Bedeutung für mein berufliches wie privates Leben. Die Fragetechnik kreist den Kern der eigenen Aussagen ein und bringt die persönliche Sicht schnell und verdichtet auf den Punkt. So schreibt sich ein Artikel bzw. ein Interview in 30 Minuten (Interview + Text).
Sag mir, was bedeutet für dich digitale Kommunikation?
Es ist für mich das Gegenteil der analogen Begegnung. Jede Interaktion im virtuellen Raum. Wobei ich die rein rezipientenseitige, digitale Kommunikation über Websites, Podcasts oder YouTube u.Ä von jener mit dem Ziel des dualen Austausches unterscheide. Letztere umfasst Kommunikation mit Chatfunktion bzw. Zoom und ähnliche Konferenztools.
Es bedeutet neue Wege der Kommunikation abseits von Raum und Zeit zu gehen. Damit verbunden ist die Herausforderung, Botschaften zu verstehen, – größtenteils – ohne auf die Signale durch unsere körperliche Präsenz zurückgreifen zu können.
Es braucht eine neue mediale Lesekompetenz.
Sag mir, welchen Stellenwert hat die digitale Kommunikation in deinem Leben und Beruf?
Da ich im Kunst und Kulturbereich arbeite, spielt die Begegnung mit dem Publikum im realen Raum eine wesentliche Rolle. Es heißt nicht umsonst Kunst umgibt eine spezielle Aura.
Die digitale Kommunikation eröffnet zugleich eine neue Reichweite, vor allem für Menschen, deren Mobilität oder zeitliche Verfügbarkeit eingeschränkt ist.
In meinem beruflichen Alltag wird sie von Tag zu Tag wichtiger und erfährt und bedarf einer Professionalisierung. Die wiederum fordert von mir ein Einlassen auf diesen neuen Raum. Es macht mich ungeheuer neugierig, was alles möglich ist: orts- und zeitunabhängig. Es gibt unglaublich viele hilfreiche und spannende Tools in der digitalen Kommunikation.
Sag mir, was ist dir wichtig im Umgang mit digitaler Kommunikation?
Der bewusste Konsum mit Maß und Ziel. Es ist ein Leichtes in den Fluten der Informationen unterzugehen. Wesentlich wäre Medienbildung in der Schule und ‚Nachschulungen‘ für Erwachsene im Umgang mit digitaler Information.
Es baucht Transparenz, Verlässlichkeit, Qualität statt Quantität.
Ich habe das Gefühl, dass viele, darunter ich, durch die Flut an Neuerungen und die rasanten Entwicklungen sehr gefordert sind und diese Überforderung auch an Reizüberflutung selten angesprochen wird. Ihre Folgen macht die Pandemie deutlicher.
Digitale Kommunikation bietet viele Chancen, soll aber nie als Ersatz der realen Begegnung in Betracht genommen werden. Es braucht eine gesunde Balance und die will erst gelernt werden.
Sag mir, wie hat die COVID-19-Krise deine digitale Kommunikation verändert?
Es ist auf alle Fälle mehr geworden – also im Beruflichen. Im Privaten hat sich das im Laufe des letzten Jahres verschoben. Von einer Zeit, die ich sehr digital verbracht habe bis zum digitalen Detox für kurze Zeit. Es hat sich ein starkes Bewusstsein für Räume, Zeit, Begegnung und das Zuhören entwickelt. Nähe und Distanz hat sich verändert durch das Home-Office. Unternehmensintern hat sich die Stimmung und die Zusammenarbeit verschlechtert, wo die reale Begegnung ganz gefehlt hat.
Die Pandemie hat deutlich gemacht, inwieweit Österreich eben nicht im digitalen Zeitalter angekommen ist: fehlendes Breitbandinternet, fehlende Konzepte für Home-Schooling; fehlende digitale Konzepte in allen Lebensbereichen.
Es ist mir nochmals bewusst geworden, dass an der Professionalisierung digitaler Kommunikation kein Weg vorbei führt. Dass sie aber große Chancen bietet, gesellschaftsrelevante Themen länder- und kulturenübergreifend zu verhandeln.
Natalie Resch
Autorin ‚Graz – Porträt einer Stadt‚
Neugründerin Verlag Kin-tsugi.at – coming soon…
Gründerin MANA OG, fair und regional produzierter Apfelperlwein aus der Südsteiermark